Atelier

Ich bin nicht nur ich, sondern ich bin die Tiere

Der aktuelle Stoff WIR TIERE von Angelika Herta konfrontiert die
doku.klasse mit verschiedenen grundsätzlichen Fragen: Warum sieht sich
der Mensch in der Hierarchie häufig an oberster Stelle? Warum
identifizieren sich viele Menschen überhaupt nicht als Tiere? Wie gestaltet
sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen Mensch und Tier?


Julie und Rosina sind zwei junge Frauen, die Tiere aus der
Massentierhaltung retten, ihnen einen Platz auf dem Gnadenhof
ermöglichen oder sie selbst pflegen. Julie hat drei Rinderherden und
Rosina wohnt mit Katzen, Hunden, Ziegen, Schweinen, Gänsen und
Rindern auf engstem Raum zusammen. Beide haben bereits ihren eigenen
Social-Media-Auftritt und nutzen vor allem ihre Instagram-Accounts, um
über ihre Tiere zu schreiben. Die Teilnehmer*innen der doku.klasse
möchten wissen, was es für Angelika bedeutet, mit jungen Menschen zu
arbeiten, die bereits eigene Bilder von ihrem Leben produzieren,
kuratieren und auf Social-Media veröffentlichen. Angelika Herta berichtet:
„Die Beiden wissen ganz genau wie was gut aussieht“ und sieht dies
sowohl als Vorteil für das Filmen von ästhetisch ansprechenden Bilder als
auch als Hürde dafür, die Eigeninszenierung der jungen Frauen in den
Hintergrund zu rücken. Dadurch, dass Julie und Rosina ihr Leben mit den
Tieren stark in die Öffentlichkeit tragen, wird der aktivistische Charakter
ihrer Arbeit deutlich – doch wie sehr bereichern die Tiere das Leben der
Beiden selbst? 

Die doku.klasse wünscht sich für den Film vor allem authentische Bilder –
von der aufwendigen Pflege, der Julie und Rosina nachgehen und von ihrer
besonderen Beziehung zu ihren Tieren. Auch Angelika Herta möchte weg
von dem romantisierenden Instagram-Bild hin zu einer Darstellung der
Lebensrealität ihrer Protagonistinnen. Für die bereits entstandenen,
ruhigen Bilder wird die Filmemacherin von der diesjährigen doku.klasse
ausnahmslos gelobt. Einige Teilnehmer*innen wünschen sich zu erfahren,
wie sich das Leben der beiden Protagonistinnen neben der Tierrettung
gestaltet. Es kommt die Frage auf, ob die Beiden neben ihrer Arbeit noch
Zeit für Freundschaften mit ihren Mitmenschen hätten. Ist das Leben mit
den Tieren möglicherweise sogar eine Flucht vor dem „normalen“ Leben?
Eine Teilnehmerin würde die beiden Protagonistinnen gerne fragen: „Wo
seht ihr euch in 10 Jahren?“

In dem Filmmaterial wird bisher deutlich: die jungen Frauen leben für und
mit ihren Tieren und momentan gibt es für die Beiden keine Alternative zu
ihrer Lebensgestaltung. Sie bauen mit den Tieren eine Bindung auf, passen
sich an sie an und machen den Zuschauer*innen deutlich: Menschen sind
auch Tiere und sollten respektvoll mit anderen Lebewesen umgehen.