2022

Mit diesen Stoffen haben die diesjährigen Stipendiat*innen den Einzug in die doku.klasse 2022 geschafft.

 

VON MÄDCHEN UND TIEREN | ANGELIKA HERTA

Einige der Tiere, die bei Julie und Rosina ankommen, haben noch nie Gras gesehen oder Regen gespürt. Es sind traumatisierte Lebewesen aus der Tierindustrie, die auf den Höfen der beiden jungen Frauen eine zweite Chance erhalten. Kennengelernt haben sich Julie und Rosina auf Instagram, wo sie regelmäßig über ihr Engagement schreiben. Sie wollen das Verhältnis zwischen Mensch und Tier auf eine neue Grundlage stellen. Dazu gehört nicht nur eine artgerechte Haltung, sondern auch: Reden und Kuscheln. Nicht allen passt ein solcher Umgang mit Tieren. Und wenn Julie auf ihrem Ochsen Noni einen Ausritt macht, schütteln darüber nicht nur die Landwirt*innen der Gegend den Kopf, sondern auch die vegane Community im Netz. Aber Julie und Rosina haben ihre Entscheidung getroffen. Für das Wohl der Tiere, gegen alle Widerstände. Auch die ihrer Familien.

VATERLAND | ANTJE SCHNEIDER & CARSTEN WALDBAUER

Es gibt zwei Amerikas. In einem lebt Günther, der von allen nur „Günni“ genannt wird. Gemeinsam mit seinem Vater Steffen betreibt der 20-Jährige eine Ranch in Thüringen. Hier üben sich Freizeitcowboys im amerikanischen Reiten und im Roping, dem Einfangen von Rindern mit dem Lasso. Auch Günni trainiert so gut wie jeden Tag, meist mit seinem Vater. Die beiden Männer verbindet ein fast symbiotisches Verhältnis. Günni pflegt dieselbe Macho-Attitüde wie Steffen, einmal im Jahr fliegen sie zusammen in die USA und nehmen an kleineren Reitwettbewerben teil. Ihr gemeinsamer Traum: einmal beim legendären Roping-Turnier in Las Vegas antreten. Doch das hohe Startgeld und schließlich Corona verlangen einen langen Atem. Indes trennt sich Steffen von seiner zweiten Frau und Günni hat eine neue Freundin. Er steht jetzt häufiger als DJ an den Turntables als auf dem Trainingsplatz. Die Reibungen zwischen Vater und Sohn nehmen zu. Sind sie weiterhin ein Team, aber unschlagbar forever?

GESUNDBRUNNEN ODYSSEUS | KILIAN HELMBRECHT

Raffly muss aus seinem Studentenwohnheim ausziehen. Nur wenige Wochen bleiben ihm, um eine Wohnung, ein WG-Zimmer oder wenigstens eine Meldeadresse zu finden. Keine leichte Aufgabe auf dem gnadenlosen Berliner Wohnungsmarkt – erst recht nicht, wenn man wie Raffly den Nachnamen Mohammad mitbringt. Der Vorteil des 26-Jährigen: Er ist sehr charmant und hat wie viele Menschen mit Migrationsgeschichte Automatismen der Anpassung entwickelt. Mit Leichtigkeit kann er sein Verhalten an den Erwartungen seines Gegenübers ausrichten – egal ob an der Uni, in der muslimischen Gemeinde, seiner indonesischen Familie gegenüber und seinem Freundeskreis in Berlin. Aber wer ist der echte Raffly hinter den vielen unterschiedlichen Masken? Und wie verändert ihn die Odyssee durch eine Stadt, der er ein neues Zuhause abringen muss?