Atelier

„Was ist Realität und was soll das eigentlich alles?“

Die Brüder Ferdinand und Milan nehmen uns nicht nur mit bei ihrem Raketenstart, sondern auch in ihr wundersames Leben als Künstlergespann. Ja, ihr habt richtig gelesen, Raketenstart. Dabei heben die Beiden nicht wirklich ab – sie präsentieren eine künstlerische Performance und nehmen die Zuschauer*innen des Filmes Fehler & Irritation mit auf eine Reise in ihre abstrakte Lebenswelt.

Bei der gemeinsamen, digitalen Rohschnittsichtung des Dokumentarfilmes von Elke Margarete Lehrenkrauss lernt die doku.klasse sowohl Ferdinand als auch seinen Bruder Milan kennen. Der Dokumentarfilm dreht sich vor allem um das Leben von Ferdinand. Der 22-Jährige studiert Kunst an der Universität der Künste in Berlin und ist mit seiner großen Leidenschaft, der Malerei, bereits auf dem Kunstmarkt vertreten. Sein 27 Jahre alter Bruder Milan ist ebenfalls Maler, hat jedoch schon zwei Kinder, für die er sorgen muss. Der alltägliche Stress wirkt wie weggeblasen, wenn sich Ferdinand und Milan als Popkornbrueder zusammenfinden und ihre dadaistischen Performances planen und durchführen.  Die Brüder teilen sich sowohl ein großes Atelier als auch die Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater. Wenn sich die beiden über ihren Vater und ihre Erinnerung an ihn unterhalten, nehmen wir als Zuschauer*innen eine sehr private Perspektive ein. Eine doku.klasse Teilnehmerin beschreibt es in ihren Worten: 

„Man betrachtet sie so vom Fernen und ist ihnen trotzdem ganz nah.“

Während die beiden offen über ihre Gefühle und Emotionen im Bezug auf den Tod ihres Vaters sprechen, sind die Kunstwerke an der Wand still. Sie sprechen aus sich heraus, sie brauchen keinerlei Erklärung oder Rechtfertigung, sondern sind Abbilder eines innerlichen Empfindens. Die Regisseurin hat sich bei der Farbstimmung des Films an der Farbigkeit der Gemälde von Ferdinand inspirieren lassen. Sowohl Ferdinand und Milan als auch Elke Margarete Lehrenkrauss verorten sich als Künstler*innen. Das hat bei der doku.klasse die Frage an die Regisseurin aufgeworfen: Bist du aufgeregter, weil du Künstler portraitierst? Die Antwort enthält kein klares Nein aber auch kein klares Ja. Die beiden Brüder hätten ihr bei der Produktion vertraut und sie hofft, dass ihnen die ästhetische Umsetzung im Film gefällt.

 

In diesem Jahr hat Elke Margarete Lehrenkrauss einen Hagel der Kritik erlebt, weil ihr Dokumentarfilm Lovemobil in Teilen inszeniert war. Die doku.klasse hat sich deshalb auch diesmal gefragt: Wie viel Fiktion und Inszenierung darf in einem Dokumentarfilm stecken?. In dem Film Fehler & Irritation habe sich die Inszenierung im Film aber darauf beschränkt, dass es Regieanweisungen gab, die zum Beispiel das Gespräch über ihren verstorbenen Vater einleiteten. Die fiktiven Elemente, die wir in dem Film selbst sehen, werden vor allem durch Ferdinand und Milan und dessen performative Kunst erzeugt und lässt die Zuschauer*innen zwischendurch fragen: „Was ist Realität und was soll das eigentlich alles?“.