doxs! Preisverleihung: Zwei Preise vergeben

Freitag, 7. November 2025

„Ein Film, der uns und unser direktes Umfeld betrifft“:
„Unser Name ist Ausländer“ (CH 2025) von Selin Besili gewinnt die GROSSE KLAPPE 2025

Der vom europäischen Verband für Kinder- und Jugendfilm (ECFA) ausgelobte Preis für den europäischen Kinderdokumentarfilm geht an „Grandpa has a broken eye and mom is an adventure“ (NO, 2025) von Marita Mayer


Die 15. GROSSE KLAPPE geht an die schweizerische Produktion „Unser Name ist Ausländer“. Der Europäische Filmpreis für politischen Kinder- und Jugenddokumentarfilm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Vergabe entschied die achtköpfige doxs!-Jugendjury in Duisburg. 

Was bedeutet es, sich in der eigenen Heimat fremd zu fühlen? In einer Mischung aus Performance und Erzählung setzt Regisseurin Selin Besili mit ihren Geschwistern in „Unser Name ist Ausländer“ ein Zeichen gegen Ausgrenzung. Aufgewachsen in einem Dorf in der Zentralschweiz war ihr Erwachsenwerden stets von der Erfahrung geprägt: „Egal, wie wir uns integrieren – wir haben immer einen Hintergrund.“ Nun tauschen sie ihre Ohnmacht in Mut und Widerstand. Sie machen ihre familiäre Herkunft sichtbar und tragen das Wohnzimmer ihrer Eltern in die Öffentlichkeit: den bunten Teppich, das Sofa, schließlich den heissen Çay.

„Der Film“, schreibt die Jugendjury in ihrer Begründung, „thematisiert das Gefühl, Teile der eigenen Kultur zu verlieren und zu verlernen.“ Die Lebensrealität der Familie sei beispielhaft für den alltäglichen Rassismus, mit dem viele Menschen konfrontiert seien. „Es ist ein Film, der nicht nur uns selbst, sondern auch unser direktes Umfeld betrifft.“ Besonders würdigen die Jugendlichen die „Authentizität und Nähe“ der Produktion zu ihren Protagonist*innen.

Katrin Willmann von der Bundeszentrale für politische Bildung, welche die GROSSE KLAPPE stiftet, dankte der Jugendjury für ihre Entscheidung: „Der diesjährige Preisträgerfilm macht auf beeindruckende Weise deutlich, wie wichtig in einer vielfältigen Gesellschaft Toleranz und Respekt gegenüber unterschiedlichen Herkunftsgeschichten und Lebensentwürfen sind. In demokratisch verfassten Gesellschaften sollte kein Mensch sollte die eigenen Wurzeln und Werte verstecken oder verleugnen müssen .“

Eine lobende Erwähnung spricht die Jugendjury für die deutsche Produktion „So ist das Leben und nicht anders.“ (DE 2024) von Lenia Friedrich aus. In dem Film, der Animationen mit Archivbildern kombiniert, spürt die Regisseurin der Lebensgeschichte ihrer betagten Nachbarin nach und denkt über ihr eigenes Älterwerden nach. Die „Symbolik und Erzählform“ seien „wirklich einzigartig“, finden die Jugendlichen. Es entstünde ein „Puzzle, welches langsam eine verlorene Erinnerung vervollständigt.“

Sina MuscheFestivalleiterin von doxs!, zeigte sich begeistert über die Arbeit der Jugendjury: „Es war wieder beeindruckend zu sehen, wie die Juror*innen an den Sichtungswochenenden intensiv über alle nominierten Filme diskutiert hat. Der Preis der GROSSEN KLAPPE und die Arbeit mit den Jugendlichen ist ein zentraler Teil von doxs!, weswegen wir uns auch ganz besonders auf die Preisverleihung gefreut haben.“

13 europäische Produktionen aus dem Festivalprogramm waren 2025 für die GROSSE KLAPPE nominiert. Die Auszeichnung wird in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb vergeben und würdigt Dokumentarfilme, die Kinder und Jugendliche ansprechen und dabei in besonderem Maße ästhetische und politische Debatten anstoßen.


Der zweite vergebene Preis, der ECFA Documentary Award, würdigt seit 2016 inhaltlich und ästhetisch hochwertige dokumentarische Produktionen für Kinder und wurde dieses Jahr zum achten Mal in Duisburg verliehen. Die Jury mit Teresa Lima (Portugal), Marjo Kovanen (Finnland) und Jule Murmann (Deutschland) konnte zwischen zwölf nominierten Filmen aus dem Festivalprogramm wählen, die sich an die Altersgruppe der Vier- bis Zwölfjährigen richtet.

In „Morfar har et ødelagt øye og Mamma er en adventure / Grandpa has a broken eye and mom is an adventure” berichten vier Kinder und Teenager von ihren Erfahrungen mit einem an Aphasie erkrankten Familienmitglied. „Der Regisseurin gelang es, die Perspektive von Kindern in wunderschön animierte, metaphorische Bilder zu übersetzen, die einen leichten Zugang zu komplexen Realitäten ermöglichen,“ heißt es in der Jurybegründung.

Die Preisverleihung fand am 7. November 2025 im filmforum in Duisburg statt, das bis auf den letzten Platz besetzt war. Neben den Filmschaffenden und einigen geladenen Gästen waren mehrere Schulklassen in das Programmkino am Dellplatz geströmt, um der lebendigen und abwechslungsreichen Veranstaltung beizuwohnen. Gestaltet und moderiert wurde sie von der Jugendjury selbst, deren acht Mitglieder sich aus Schüler*innen unterschiedlicher Schulen zusammensetzten: der Gesamtschule Meiderich, dem Mannesmann-Gymnasium sowie dem Mercator-Gymnasium (alle Duisburg) sowie dem Gymnasium in den Filder Benden (Moers).

Die ausführlichen Jurybegründungen sowie druckfähiges Bildmaterial der ausgezeichneten Filme sind unter www.do-xs.de/presse/ eingestellt.